Das dingliche Kunstwerk ist nur die Basis, der Körper performt die Improvisation der Idee. Ab hier hat Huanca keine Verantwortung mehr darüber, wohin das Bild sich entwickelt; die natürlichen Kurven der Körper vermenschlichen ihre Intention, verselbstständigen sich vorm Auge des Betrachters.
Dabei ist ihre Kunst alles andere als Drama: Der Installation ruht bereits genug Dramatik inne, die durch die Bewegung der Modelle manifestiert wird. Das gibt ihr die Möglichkeit, den menschlichen Körper natürlich zu belassen, schlicht in wenig Farbe zu tunken, und das freie Schauspiel seine Magie selbst entfalten zu lassen.
Die Ausstellung Piedra Quemada im uneteren Belvedere (28.9.2018 - 6.1.2019) widerspiegelt die Werte der Künstlerin: Schlicht, direkt und losgelöst baut sie eine scheinbar leblose Landschaft, die sich in kobaldblau durch die Räumlichkeiten erstreckt. Sie spielt mit Kleidung, Stoffen, Materialien und Oberflächenstrukturen und vernetzt die Intention der Transparenz mit der Idee der Wirkung von Häuten. Die Modelle gleiten von Ort zu Ort, verharren in ihren Positionen, schließen das Materielle in ihre Performance mit ein. So erstrahlt erst der Raum, das Kunstwerk, in seiner vollen Schönheit; die Körper hauchen Charakter in das sonst tote Bild. Und doch bleiben sie in ihrer Darstellung unnahbar, treten fast verdinglicht unmenschlich auf.
Ein Ort der Verwandlung, der Kontroverse und der völligen Losgelöstheit vom Erdachten. Wie Huanca selbst es erdachte: „Als würde man auf einem neuen Planeten landen.“
Text: Sarah Kampitsch - Fotos: Dirk Hartung, Johannes Stoll, Elsa Kostic (Belvedere)
Anmerkung: Die Fotos von Johannes Stoll (JS) & Elsa Kostic (EK) stammen von der Eröffnung der Ausstellung. Bei unserem Besuch der Ausstellung anläßlich des Artist Talk & der Katalogpräsentation mit Donna Huanca und Stella Rollig (Direktorin Belvedere) am 21.11.2018 waren lediglich 2 Modelle anwesend.